1. Retreatwoche 

From 5 - 19 May Tsoknyi Rinpoche offered two wonderful 6-day retreats at Kientalerhof, located in Kiental in the picturesque Bernese Oberland. Rinpoche’s first retreat “Open Heart, Open Mind” was attended by 130 new and advanced students. He also was accompanied by Khandro Tseringma, known as one of the Tibetan oracles, but inspiring by her presence, lucidity, spontaneity and fluidity of her teaching. During the first retreat, Rinpoche explained in detail the ‘handshake practice’, and how to apply awareness and clarity to our ‘monsters’ that arise. The key, he says, is “to cultivate and then maintain alertness and recollection.  We need to accumulate a force of virtue and receive the blessings of the lineage lamas to reap the fruits of the practice”. Rinpoche introduced the nature of mind, and pointed out ways of abiding in mind essence, which is clear and empty.  Once recognised, “just leave it as is; not stirring or adding anything. Whatever emerges, just be”. 

The following 6-day retreat, for those who had already received the pointing out instructions, comprised of three main themes. After being introduced to rig-pa – nature of mind  – an understanding of what is to be cultivated and what is to be abandoned needs refining and differentiating. After that, one learns how to remove obstacles on the path; otherwise our practice might be set back or we might not even arrive at our goal!  After hindrances are removed, our practice requires a boost, or an enhancement. Then one can “relax and be kind to one’s phenomena; whatever arises, just let it go”. Rinpoche spoke at length on the coarse and subtle body, making distinctions between feelings, sensations, emotions and moods. He also explained the functions of the channels, wind and droplets, and gave methods on how one could, “with care, clarity and compassion confront the causes which disturbs them, and with intelligence see that they are just an illusion”. Rinpoche also presented a clear differentiation between the all-ground consciousness ( kun-zhi), sãjmatha without support, and rig-pa. It’s an on-going process of refining, becoming "more and more subtle, until a direct experience of unconditioned spaciousness, emptiness and clarity are inseparable, without limitations of past, present, and future”. Another wonderful ‘gift’ on this second retreat was Tsoknyi’s invitation to his nephew, Tsangsar Tulku Rinpoche, who teaches at Rangjung Yeshe Gomde in California, to accompany him. He taught the afternoon meditation session for an hour each day, emphasising the Three Excellences of refuge and bodhicitta, emptiness, and dedication; the three kayas, and differentiating aspects of the tantric and dzogchen paths. 

It was an incredibly rich two weeks, with simultaneous English interpreting from Diego Hangartner, and an impeccably detailed and elaborate interpreting by Christof Klonk.  

 

Die erste Seminarwoche des Retreats mit Tsoknyi Rinpoche widmet sich in der Regel dem ‚Basiswissen‘ für unserer Praxis, der Erkenntnis von der Natur unseres Geistes. Dieses Upgrade der Grundlagen ist ganz wertvoll, können wir doch daran messen woran wir sind, wie viel wir schon verstanden und integriert haben, und wo es noch klemmt. Rinpoches geduldiges und verständnisvolles Übermitteln ist immer wieder eine grosse Hilfe und Ermutigung bei diesem Prozess. 

Dieses Jahr waren wir ganz besonders beglückt, weil Tsoknyi Rinpoche gemeinsam mit Khandro Tseringma (KhandroLa) die erste Retreatwoche gestaltete. Das natürliche Zusammenfliessen der tiefen Einsichten beider Lehrender war eine konstante Quelle der Inspiration und bescherte uns viele Aha-Momente. Mir persönlich kam es so vor, als wäre ich unter einer reinigenden, heilenden Dharma-Dusche – allerdings konnte das angenehm warme Wasser zwischendurch auch auf kalt umschalten und aufschrecken. Hierzu passt nun die Geschichte von der nepalesischen Dusche, die uns Rinpoche zum besten gab, und in der es keinen Haken gibt für Kleider oder Frottéetuch. So suchte ich denn durch das Seminar auch meinen ‚hook‘, um mich irgendwo festzuhalten. Musste allerdings erkennen dass dies nicht so einfach ist, weil diese Einrichtung schlicht nicht vorgesehen ist im Rigpa. Es gilt also mutig einzutauchen in einen haltlosen Raum, wo vertraute Sicherheiten wegfallen und wo sich die schlussendlich verlässlichen Werte nicht mehr in konzipierte Worte kleiden lassen, sondern nur durch vertiefte Praxis erfahrbar sind. 

Wie wunderbar, dass uns Tsoknyi Rinpoche den Weg zur Befreiung von unseren Verblendungen so ausführlich dargelegt hat, im Kontinuum von Grund, Pfad, Frucht.  Die Methoden zum Umgang mit unseren Blockaden / Monstern, und zur Anwendung von Shamatha, Vipashyana, Rigpa und Dzogchen wurden uns tiefgründig erklärt. Manchmal hat mir schon der Kopf gebrummt von all den Aspekten, Formen und Details, zum Glück hat Tsoknyi Rinpoche mit seinem Humor das Ganze immer wieder aufgelockert. Auch unterstützend waren die Meditationssitzungen, die wir 4 Mal täglich durchgeführt haben und die uns Gelegenheiten boten zur Einübung und Vertiefung des Gehörten. 

Rinpoche hat uns morgens unterrichtet und KhandroLa am Nachmittag. Zu diesem Co-Teaching hatte Rinpoche folgendes Bild: „Ich liefere hier das Zement und die Backsteine, und KhandroLa baut das Haus von Weisheit und Mitgefühl. Hoffentlich passt unser aufgeblasenes Ich ins Haus“ :-). Verschieden und doch gleichartig waren ihre Zugänge und Bemühungen, unsere Augen und Herzen zu öffnen und uns die Dringlichkeit aufzuzeigen, dieses kostbare Leben mit seinen Möglichkeiten bestmöglich zu nutzen. KhandroLa hat sich in ihrer bescheidenen Art selber so vorgestellt: „Ich habe keine Schulbildung wie ihr, es gibt nicht viel zu sagen zu meinem Weg. Aber wir sind eine Familie, und was wir lernen soll zum Wohl von allen dienen“. Ihr Unterrichtsstil war sehr direkt und geprägt von tiefer Weisheit und von Mitgefühl. Nur schon ihre grosse Präsenz in grenzenloser Liebe, in ungetrenntem Gewahrsein hatte eine enorme Ausstrahlung und liess in mir ein Gefühl aufkommen von „Wow, so möchte ich auch einmal werden“ – es war eine total inspirierende und ermutigende Erfahrung. Eindrücklich war es natürlich auch, von einer weiblichen verwirklichten Lehrerin unterrichtet zu werden, was doch eine Ausnahme bildet und mich als Frau ganz besonders berührt hat. Dazu kam die schöne Kommunikation zwischen KhandroLa und Claire, ihrer Übersetzerin, und deren unkomplizierte Art, die tiefgründigen Inhalte der Teachings in einfache Worte zu kleiden. 

Es kamen verschiedene Bedingungen zusammen, die das Retreat vereinfachten:

  • Das allgemeine Schweigen ermöglichte uns die Konzentration auf das Wesentliche, und verschaffte den leisen inneren Stimmen Gehör.
  • Der Kientalerhof ist bestens geeignet für ein Retreat, der Service ist angenehm und die Küche exklusiv ☺ und gesund. Dazu kommt die wunderschöne  Umgebung. Tsoknyi Rinpoche ermunterte uns zu ‚Dharmaspaziergängen‘ was den Geist belebte und die Blumen täglich noch frischer leuchten liess.  
  • Die Übersetzungen von Christoph Klonk, von Claire und von Diego Hangartner waren Superklasse. Erstaunlich, mit welcher Eloquenz und Leichtigkeit sie ihre Arbeit machten. Christoph möchte ich hier speziell erwähnen, hat er doch die Bereiche, in denen um jeden Begriff gerungen werden muss, präzis gemeistert.
  • Unser Pundarika CH Dreamteam, Familie Ammann, hat das Seminar perfekt vorbereitet und gemanagt. Die Betreuung von den Lehrenden samt Entourage, das Organisatorische rundum, alles hat bestens geklappt. Mit Sorgfalt haben sie die verschiedenen Bedürfnisse der über 130 Teilnehmenden berücksichtigt und uns sehr aufmerksam und liebevoll begleitet, Spitze – vielen herzlichen Dank! 

 

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2. Retreatwoche 

Das 2. Retreat in Kiental war für mich, wie jedes Mal nicht nur eine Aufforderung, ein Ansporn, weiter zu praktizieren, mich nicht abbringen zu lassen, die „essence Love“ hervorzubringen, nicht aufzugeben, sondern auch ein Eintauchen und Auftanken von Rinpoches Wärme, Humor, Weisheit und Mitgefühl. Die Dzogchen Belehrungen sind für mich jedes Mal eine mentale Herausforderung, und ich nehme wenigstens einen kleinen Lichtblick mit nach Hause. Zum Wohle meiner Familie, meines Umfelds und der Lebewesen. 

 

Es ist für mich mehr als erstaunlich, die begleitende und beglückende Kraft zu spüren, die aus ‚all den Dingen‘ kommt, die den Belehrungen von Tsoknyi Rinpoche innewohnen (und die in der aufscheinen-den Wirklichkeit des wunderbaren Ortes Kiental und Kientalerhof in der Bergwelt des Berner Ober-landes geborgen sind; und wie eigen, dass in der hohen Berggruppe überm Kiental einer der Berge im lokalen Idiom „Wyssi Frau“ genannt wird - wer denkt da nicht an die Weisse Tara!). Dabei vielleicht – und nicht zuletzt – auch ein bisschen mehr die wachsende Verbindung zu den Menschen, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, deren Gesichter von Jahr zu Jahr auch ‚persönlicher‘ werden.

„Retreat II: «Dzogchen Retreat für erfahrene Praktizierende», 13. bis 19. Mai 2018 

In diesem Retreat möchte Rinpoche allen, die schon länger mit der Dzogchen Praxis vertraut sind, helfen, ihr Gewahrsein weiter zu verfeinern. Das ist zugleich der Zeitpunkt, Übungshindernisse zu erkennen, um zu lernen, sie selbständig zu überwinden und der eigenen Erfahrung neuen Schwung zu verleihen. Retreat II richtet sich an fortgeschrittene Praktizierende. Beide Retreatwochen werden von Christoph Klonk (Deutsch) und Diego Hangartner (Englisch) übersetzt.“

So wurde die Woche angekündigt. 

Nach dem Ende des Seminars war ich zwar noch einige Tage ausser Haus unterwegs (und ohne Medien), aber ich hatte die Notizen der kostbaren Woche bei mir, in denen ich oft blätterte, einhielt, Seiten überschlug, verweilte, sinnierte, zurückblätterte, ahnte, zweifelte, Zusammenhängendes fand - und dabei einfach erstaunlich die Feststellung, wie fast greifbar da ‘ein Schub’ war (ist), den ich ‚Wachmacher‘ nennen möchte, - keiner, der weckerlaut schellend zweckorientierte Alltäglichkeit an-mahnt, sondern einer, der leicht und leise und dennoch unüberhörbar klar anruft, einlädt, verweist, hindeutet, aufzeigt; aber nicht so, dass da einfach etwas zu übernehmen wäre, nein, es fühlt sich als liebevolle Zuwendung an, als Einladung hinzuschauen, hinzuspüren. Mich bewegt mitunter, wie sehr man sich in einer so ungefragten, zweckfreien und absichtslosen Weise sowohl in seinem (oftmals einsam empfundenen) Denken ebenso verstanden fühlt wie zutiefst verstanden im eigenen Erleben.

Mir fällt auf, dass es mir mehr als bisher darum geht (ging), wie sich ‚die Dinge‘, die wir von Tsoknyi Rinpoche hören durften, in unser (in mein) westlich und abendländisch-christlich geprägtes Weltbild und Weltverständnis hineinbringen lassen. Dabei ist es kein Hineinbringen im Sinn eines aktiven, begrifflich-rationalen Verständnisses (wie wohl je und je Be-Denken und Mitdenken unabdingbar dazu gehören); die Einladung fühlt sich so liebevoll an, dass es eher ein aufrichtiges, offenherziges, bereit-williges Hinhören wird - vielleicht lässt sich sagen ein Er-hören; darin mag er-spüren enthalten sein, was aus der Stille des Hinhörens er-wachsen kann: kein abstraktes Denken, aber ein Nach-Denken: ‚Die Dinge‘ sind in hohem Masse merkwürdig - würdig zu merken - und darum in hohem Masse bedenkenswert.

Die Anfrage, „einige Zeilen als Rückschau auf die zweite Retreatwoche für die Webseite zu schreiben“, führte vorerst nicht an der subtilen Anatomie vorbei, ich wurde mir ihrer einmal mehr bewusst. Umso mehr war ich einfach erleichtert festzustellen, wie ich die letzten Tage nicht nur äusserlich, - auch innerlich mit meinen Notizen -, unterwegs war. Aus den reichhaltigen Erfahrungen der letzten Jahre aus und in den Belehrungen von Tsoknyi Rinpoche ebenso wie aus den vielfältigen Erfahrungen, die sich aus dem Stille sein und dem Stille halten ergeben, möchte ich zusammenfassend und sicher im Einverständnis mit allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sagen: Da war in der „Retreat-box“ auch wirklich alles drin, was auf dem Etikett der Ankündigung angeschrieben stand. 

Es waren viele Worte, um die auch Tsoknyi Rinpoche dann und wann ringen musste. Mich hat das in besonderer Weise berührt: ein je und je neues ‚Umwandern‘ und ‚Umschreiten‘ der wortlosen Mitte, für die es keine Namen gibt. Der Wörter sind viele! Die gewählten, weil er-hörten Worte jedoch sind der Rede wert...  - möge Tsoknyi Rinpoche sie immer wieder finden und mögen sie weiterhin Ge-Hör finden, aus dem letztlich das wachsen kann, was wir Gehorsam nennen - für unsere und die Befreiung aller Wesen. Manchmal ergibt sich der Eindruck: wenn es still wird, ist es, wie wenn das Wort nach Hause käme: Es gibt so manches, was ‚er–schwiegen‘ werden möchte!

Nun, im Rückblick, alle ‚die Dinge‘ als Wegzehrung zu sehen, die je und je Frucht von Wachstum im Garten des Lebens sind, als Gesammeltes und Zugereichtes aus Ernte, als Bereitetes zur Essenszeit und je und je als Wegzehrung bei Zwischenhalten - für all das ein herzliches und tief empfundenes Danke!

 

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