Wenn ich heute gefragt werden würde, wie meine Seminarwoche mit Tsoknyi Rinpoche war, würde ich antworten: einzigartig! Nicht nur, weil meine Erwartungen bei weitem übertroffen wurden, sondern auch, weil dies auf eine Art und Weise geschah, die ich mir nicht im Traum hätte vorstellen können.
Was mir als erstes aufgefallen ist, war die Leichtigkeit unter den Schülern. Natürlich wurde den Lehren ernsthaft gelauscht und den Worten des Meisters begierig gefolgt, doch mit seiner unglaublichen und auch unbeschreiblichen Art schaffte es Rinpoche immer wieder, die Zuhörerschafft dazu zu bringen, sich an die eigene Nase zu fassen und über sich selbst zu schmunzeln. Ja – häufig sogar über die eigenen Probleme zu lachen. Mit unendlichem Mitgefühl ließ Rinpoche uns unsere eigenen Dramen in Relation zu unserer wahren Natur sehen und machte uns verständlich, dass wir nicht unsere Probleme sind, dass es viel mehr gibt als das, was uns unserer Geist zu sehen erlaubt. So können wir erkennen, dass unser Ego sicher nicht das Maß der Dinge ist, auch wenn es sich gerne in den Vordergrund spielt. Mit seiner Art, traditionelle Lehren mit modernen Beispielen zu versehen, verbindet Tsoknyi Rinpoche zwei Welten und macht sie beide für mich verständlicher.
An so mancher Stelle waren die Beispiele so modern, dass der eine oder andere ratlos zum Nachbarn, oder im Fall unseres Dolmetschers, ins Plenum schaute. Doch schnell waren Stimmen von anderen da, die kurze Erklärungen oder kleine Hilfestellungen zum Verständnis boten. Einzigartig war auch das Zusammenspiel von Tsoknyi Rinpoche mit seinem Dolmetscher. Manchmal war es mir, als würde ich einem alten Paar beim Tanzen zusehen: Die beiden sind vollkommen eingespielt aufeinander, sie scheinen jeweils den nächsten Schritt des anderen vorauszuahnen.
Ich hatte das große Privileg, eine Woche lang den Belehrungen von Tsoknyi Rinpoche in einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten folgen zu dürfen. Die Belehrungen alleine waren schon eine Bereicherung, doch am meisten fühlte ich mich durch die Möglichkeit des direkten Gesprächs während des Interviews mit Rinpoche gesegnet. Bei diesen Interviews in kleiner Gruppe durften wir ganz persönliche Fragen stellen und mit demselben Einfühlungsvermögen, mit dem Rinpoche uns Schüler während seiner Belehrungen auf unsere Muster aufmerksam machte, hörte er sich jeden einzelnen von uns an. Doch nicht nur das: Trotz der begrenzten Zeit ließ es sich Tsoknyi Rinpoche nicht nehmen, jedem von uns so ausführlich zu antworten wie nur möglich. Auch hier ließ er es nicht an Humor mangeln, und so waren auch die Interviews trotz der angesprochenen Themen von Leichtigkeit und Mitgefühl getragen.
Ein Schüler aus Deutschland