Die überwältigendste Erfahrung, die ich machen durfte (Seminar 1/2014)


Der Schreinraum steht den Praktizierenden rund um die Uhr offen



Auch in den Pausen ein Ort der Stille

Seit 6 Jahren beschäftige ich mich mit dem Buddha-Dharma – einerseits beim Sitzen und der Lektüre von Büchern, andererseits während Retreats. Nachdem ich Tsoknyi Rinpoches Buch „Furchtlose Einfachheit“ geradezu verschlungen hatte und ihn in Bern bei einem Vortrag habe kennenlernen dürfen, war es seit langem mein großer Herzenswunsch, ein Retreat bei ihm besuchen zu können.

So war ich überglücklich zu hören, dass er diesen Frühling am Chiemsee sein würde. Das Jonathan Seminarhotel ist ruhig gelegen und bietet so einen idealen Rahmen für Menschen, die sich für eine gewisse Zeit der modernen Welt entziehen, in sich gehen und die vor allem etwas lernen möchten. Ich war in einem 4-Bett-Zimmer untergebracht und schloss schon am ersten Tag Freundschaft mit den anderen Frauen. Ein Gerangel um das Bad gab es nie und auch sonst war der Umgang zwischen den Retreat-Teilnehmern außerordentlich herzlich und zuvorkommend. Im „wirklichen Leben“ wird einem ja kaum die Tür aufgehalten oder sonst geholfen, besonders wenn man in einer größeren Stadt wohnt, wo Stress und Hektik das Leben weitgehend diktieren. Nicht so im Jonathan – man lässt dem anderen den Vortritt und stellt sich in ganz natürlicher Art hinten an – in jeder Hinsicht. Diese Erfahrung hat mich mit großem Glück erfüllt. Da es sich ja um ein Schweige-Retreat gehandelt hat, war verbale Kommunikation nicht möglich – dennoch gab es immer wieder berührende Momente: Neben mir saß die überwältigendste Erfahrung, die ich machen durfte ein älterer Herr aus Holland, der jeden Morgen beim Vorbeigehen die Augen kurz zu einem freundlichen „Hallo“ zusammendrückte und mit dem Kopf nickte. Es sind eben die kleinen Dinge im Leben, die zählen!


Das Haus Jonathan bietet gemütliche Ecken zum Verweilen…


… und einen schönen Garten zum Essen und Ausruhen oder zum Zelten

Und dann natürlich Rinpoche: seine Menschlichkeit, seine humorvolle Art und seine große Weisheit vermochten uns alle zu fesseln. Rinpoche hat den Westen sehr gut kennengelernt, er weiß, wie die Menschen hier „ticken“ – wir sind eben leider alle zu „verkopft“ und haben den Zugang zu unseren Gefühlen verloren. Deshalb lehrte er uns zunächst eine Methode zur Heilung des subtilen Körpers. Dabei lässt man zunächst das Denken fallen, um sich dann mit unangenehmen Körper- oder Geistesempfindungen zu verbinden, indem man ihnen „die Hand schüttelt“ und sich entspannt. So soll sich nach einiger Zeit die Essenzliebe entfalten, die uns allen innewohnt. Und es hat funktioniert! Er hat dies in seinem letzten Buch „Öffne Dein Herz und lausche“ beschrieben, jedoch ist die Wirkung um ein Vielfaches intensiver, wenn Rinpoche selbst die Anweisungen gibt. 


Der Teich ist das Zentrum im Außenbereich des Jonathan



Hier kann man „die Seele baumeln lassen“

Nebst den verschiedenen Belehrungen und insbesondere der Vertiefung in die Dzogchen-Tradition war die überwältigendste Erfahrung, die ich machen durfte, die Segensübertragung oder Anrufung der Meister. Und ich war offenbar nicht die einzige Kursteilnehmerin, die zu Tränen gerührt und ergriffen war. Mehr möchte ich dazu hier nicht verraten – ich hoffe, dass Rinpoche diese Praxis jedes Jahr in seinen Retreats wiederholt und so noch viele andere Menschen in den Genuss einer solchen Übertragung kommen werden. Dass das Herz so weit aufgehen und solcher Segen eintreten kann – das hätte ich mir nie im Leben träumen lassen. Ich freue mich auf alle Fälle schon heute auf hoffentlich viele weitere Retreats mit Rinpoche! Danke!

Eine Schülerin aus der Schweiz